Dienstag, Januar 03, 2006

Neujahr in Kyōto

Gestern sind Angelica schon wieder nach Kyōto gefahren, um uns in stilvoller Umgebung anzusehen, wie die Japaner das neue Jahr begrüßen. Dort angekommen, sind wir mit dem Bus zum Heian-jingū gefahren, einem großen Shintōschrein im Osten der Stadt, den wir schon am Freitag bemerkt haben. Man müßte ja auch schon mit besonderer Blindheit geschlagen sein, um diese torii zu übersehen.


Und wie man am unteren Bildrand unschwer erkennen kann, war eine Menge los. Auf dem Weg zum eigentlichen Schrein ging es zwischen jeder Menge Freßbuden hindurch, an denen man sich mit allen möglichen Leckereien stärken konnte. Was wir dann auch gemacht haben, aber erst hinterher.
Durch ein großes Torgebäude ging es auf den großen Platz, der an jedem anderen Tag menschenleer gewesen wäre, aber da die japanischen Familien an Neujahr einen Schrein oder Tempel aufsuchen, war entsprechend was los. Alles strömte zu dem Gebäude hinten im Bild, wo der Platz ist, um seine Gebete zu sprechen.


Ein kurzer Blick zurück auf das Torgebäude und das riesige torii im Hintergrund, ...


... und dann sind wir einfach der Menschenmenge gefolgt und haben uns kurz unter die Betenden gemischt. Ich muß schon sagen, so etwas geht hier fix. An der offenen Rückwand des Gebäudes wurden in teilweise hohem Bogen Münzen in die Opferschalen geworfen, dann verbeugten sich die Leute kurz, sprachen leise ihr Gebet oder was auch immer, verbeugten sich erneut, klatschten zweimal kurz in die Hände - und das war alles.


An den kleinen Verkaufsständen eines Schreins kann man Glückspapiere erwerben, die dann um die Zweige von Ästen gewickelt werden, damit sich die Weissagungen auch erfüllen. Und wie hier unschwer zu erkennen, hatten bis dahin schon sehr viele Leute den Schrein besucht.


Das waren übrigens nicht die einzigen Stellen, wo die Leute ihre Glückspapierchen festegebunden hatten. Rund herum waren Schnüre gespannt, an denen ihrerseits schon jede Menge dieser Zettel befestigt waren. Aber die Bäumchen haben mir am besten gefallen. Von etwas weiter weg sah es aus, als seien sie schneebedeckt.


Diese Leute hier haben wohl gerade ihre Glücckspapiere gekauft und lesen sich erst durch, was dann - hoffentlich - in Erfüllung gehen soll.
Direkt nebenan wurde sehr viel Lärm produziert - Erwachsene und Kinder schüttelten diese großen Rasseln (hier gut zu sehen bei der Frau rechts in der weißen Jacke), wozu auch immer. Wozu werden in Europa die ganzen Böller in die Luft gejagt? Um die bösen Geister zu verjagen. Vielleicht ist das hier ähnlich.


Manche Leute hatten sich auch besonders fein gemacht. Nicht wenige Frauen trugen Kimono (waren gegenüber den westlich gekleideten aber dennoch deutlich in der Minderheit), so wie dieses Mädchen hier.

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